1. Was bedeutet digitale Barrierefreiheit überhaupt?
Digitale Barrierefreiheit heißt:
Websites, Tools und digitale Inhalte so gestalten, dass sie von allen Menschen genutzt werden können – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen.
Das betrifft z. B.:
- Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen
- Ältere Menschen mit nachlassender Motorik
- Menschen mit Lern- oder Leseschwierigkeiten
- Nutzer mit temporären Einschränkungen (z. B. Gipsarm, Migräne)
Barrierefreiheit bedeutet: Niemand wird ausgeschlossen.
2. Gesetzliche Pflicht ab 2025 – wen betrifft es?
Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) wird die europäische Richtlinie zur digitalen Barrierefreiheit (European Accessibility Act) auch in Deutschland verbindlich.
Ab dem 28. Juni 2025 verpflichtet das Gesetz:
- Privatwirtschaftliche Anbieter digitaler Dienstleistungen, z. B. Webshops, Banken, Reiseportale
- Unternehmen, die digitale Produkte verkaufen (z. B. Selbstbedienungsterminals, Apps)
Schon heute gilt:
- Behörden und öffentliche Stellen müssen nach BITV 2.0 barrierefrei sein
- Die Kontrolle übernehmen z. B. in Baden-Württemberg: die Deutsche Rentenversicherung
3. Warum Barrierefreiheit eine echte Chance für Unternehmen ist
✅ Größere Zielgruppe erreichen
Rund 10 % der Bevölkerung ist dauerhaft eingeschränkt. Temporär betroffen sind sogar über 30 %. Barrierefreiheit eröffnet neue Zielgruppen – ohne zusätzliche Werbekosten.
✅ Bessere Google-Rankings
Barrierefreie Seiten sind:
- strukturiert (HTML, Überschriften, Alternativtexte)
- schnell (saubere Codebasis, bessere Ladezeiten)
- benutzerfreundlich – was Google liebt
Barrierefreiheit = technisch saubere, SEO-freundliche Website.
✅ Bessere Usability für alle
Ein barrierefreier Aufbau ist nicht nur für Menschen mit Einschränkungen hilfreich – sondern für alle:
- einfache Navigation
- klare Inhalte
- bessere Lesbarkeit auf Mobilgeräten
- geringere Absprungrate
✅ Positionierung als verantwortungsvolles Unternehmen
Barrierefreiheit zeigt Haltung – gegenüber Kunden, Partnern, Mitarbeitenden.
Sie unterstreicht:
- soziale Verantwortung
- Zukunftsfähigkeit
- professionelle Außenwirkung
4. Was gehört zu einer barrierefreien Website konkret dazu?
Die wichtigsten Maßnahmen im Überblick:
- Strukturierter Seitenaufbau (semantisch korrektes HTML)
- Alt-Texte für Bilder (Beschreibung für Screenreader)
- Tastaturnavigation (keine Maus notwendig)
- Ausreichende Kontraste & große Schriftgrößen
- Verzicht auf blinkende Inhalte & visuelle Reizüberflutung
- Einfache Sprache für zentrale Inhalte
- Formulare mit beschrifteten Feldern & Fehlermeldungen
- PDFs barrierefrei erstellen (wenn eingebunden)
- Optionale Inhalte in Leichter Sprache oder Gebärdensprache
Tipp: Die Umsetzung sollte bereits im Konzept berücksichtigt werden – Nachrüstungen sind aufwändiger.
5. Wie erkenne ich, ob meine Website barrierefrei ist?
Hilfreiche Tools & Tests:
- WAVE Web Accessibility Evaluation Tool (Chrome-Plugin)
- Lighthouse Audit (Google Chrome)
- Accessibility Checker in TYPO3 oder WordPress-Plugins
- BITV-Selbstbewertungstool
- Screenreader-Test mit NVDA oder VoiceOver
Achtung: Ein „Barrierefrei“-Stempel allein reicht nicht – es zählt die tatsächliche Umsetzung.
6. Was kostet digitale Barrierefreiheit?
Die gute Nachricht:
Viele Anforderungen lassen sich mit wenig Aufwand umsetzen, vor allem bei neuen Projekten.
Typische Aufwände:
- Website-Neuerstellung mit Fokus auf Barrierefreiheit: ab 4.000 – 7.000 €
- Nachbesserung bestehender Website: abhängig vom Zustand, ca. 1.500 – 4.000 €
- Schulung für Redaktion (z. B. Bildbeschreibungen, einfache Sprache): optional, sehr sinnvoll
Förderung: In einigen Bundesländern gibt es Programme zur digitalen Barrierefreiheit – prüfen lohnt sich.
Fazit: Barrierefreiheit ist nicht nur Pflicht – sondern ein Wettbewerbsvorteil
✔ Erreichen Sie mehr Menschen
✔ Positionieren Sie sich als modernes, verantwortungsvolles Unternehmen
✔ Verbessern Sie Ihre Google-Rankings durch technischen Mehrwert
✔ Senken Sie rechtliche Risiken – und gewinnen Sie an Vertrauen
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Ihre Website barrierefrei zu gestalten – nicht erst 2025.
Häufig gestellte Fragen (Q&A)
Ist Barrierefreiheit wirklich Pflicht für alle Unternehmen?
Ab 2025 gilt sie für bestimmte private Anbieter digitaler Dienstleistungen. Für öffentliche Stellen ist sie bereits Pflicht. Langfristig wird sie für alle Branchen relevant sein.
Muss ich meine bestehende Website komplett neu bauen?
Nicht unbedingt – viele Aspekte lassen sich auch nachrüsten. Ein Check durch eine Agentur hilft bei der Einschätzung.
Wie kann ich testen, ob meine Seite barrierefrei ist?
Mit Tools wie WAVE oder dem BITV-Test lassen sich viele Probleme schnell sichtbar machen. Noch besser: mit echten Nutzer:innen oder professionellen Testern.
Was passiert, wenn ich ab 2025 keine barrierefreie Website habe?
Es drohen Bußgelder und rechtliche Konsequenzen – vor allem bei Unternehmen, die unter das BFSG fallen.
Wie lange dauert die Umsetzung einer barrierefreien Website?
Je nach Umfang und Ausgangssituation: zwischen 4 und 12 Wochen.